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Der seit Juli amtierende Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, fordert die vollständige Abschaffung der Kassengebühr.

„Krankenkassen und Gesundheitsfonds stehen derzeit finanziell sehr gut da. Es gibt keinen Grund, den Kranken sinnlos in die Tasche zu greifen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Außerdem verhindere die Kassengebühr keine unnötigen Arztbesuche und steuere Patientenströme nicht. „Sie ist schlicht ein Ärgernis – für Kranke und für Ärzte.“

Baas hält die jährlichen Einnahmen in Höhe von 2 Mrd. Euro für verzichtbar. Mit der Abschaffung würden nicht nur Patienten unmittelbar entlastet, sondern auch die Ärzte, weil überflüssige Bürokratie wegfielen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) entstehen in den Praxen jedes Jahr allein durch den Einzug der Praxisgebühr 360 Millionen Euro an Bürokratiekosten. Jeder niedergelassene Arzt und sein Praxisteam brauchen demnach jährlich rund 120 Stunden, um die Praxisgebühr einzubehalten und zu quittieren.

Kommentar: Mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden der TK hat sich erstmals ein Chef einer Krankenkasse offen für die Abschaffung der Praxisgebühr ausgesprochen. Baas hat das Amt von seinem Vorgänger Norbert Klusen im Sommer übernommen und scheint bei der TK nun einen Kurswechsel in Bezug auf die Praxisgebühr einzuläuten. Klusen war 16 Jahre Chef der Hamburger Kasse und hatte sich im Juni dieses Jahres in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ noch für die Praxisgebühr ausgesprochen. Statt der Abschaffung sollten die Krankenkassen seiner Meinung nach für schlechte Zeiten vorsorgen und den Aufbau weiterer Rücklagen forcieren.

In der Politik ebbt der Streit um die viel diskutierte Praxisgebühr derweil nicht ab. Während die FDP in Person von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) weiterhin für die Abschaffung plädiert, hält Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trotz wachsender Kritik an der Kassengebühr fest.