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Hoffnung für Typ-1-Diabetiker: Eine künstliche Bauchspeicheldrüse ahmt die Funktion des Organs nach und regelt die Insulinausschüttung selbständig. Erste Tests verliefen vielversprechend. Erlangt das System Marktreife, könnten Diabetiker auf Blutzuckermessungen verzichten.

Bei der künstlichen Bauchspeicheldrüse handelt es sich um ein sogenanntes Closed-Loop-System, welches den Blutzuckerspiegel misst und selbsttätig den benötigten Insulinbedarf berechnet und abgibt. Dabei werden verschiedene Faktoren wie Nahrungsaufnahme und körperliche Tätigkeit berücksichtigt. Das nun getestete Closed-Loop-System der Forscher um Dr. Roman Hovorka vereint die kontinuierliche Blutzuckerüberwachung (Continuous Glucose Monitoring / CGM), eine Insulinpumpe sowie einen Kontrollalgorithmus. Das System sendet die per CGM gemessenen Blutzuckermesswerte per W-Lan an ein Smartphone oder Tablet, welches mittels Algorithmus die benötigte Insulindosis berechnet und über die Insulinpumpe verabreicht. Erfolgt einmal, beispielsweise aufgrund fehlender Verbindung, keine Signalübertragung, wird eine vorab eingestellte Insulindosis verabreicht.

Tests mit 33 erwachsenen und 25 jugendlichen Typ-1-Diabetikern zeigten, dass mit dem System der Blutzucker deutlich häufiger im Zielbereich lag als nur mit einer Insulinpumpe. Gleichzeitig seien gefährliche Hypoglykämien deutlich seltener aufgetreten. Der Effekt habe sich besonders stark bei jungen Diabetikern gezeigt. Prinzipiell ist bei einem derartigen System auch ein Telemonitoring möglich.

Kommentar: Die künstliche Bauchspeicheldrüse ähnelt einer Insulinpumpe, die schon heute zur Routinetherapie bei Typ-1-Diabetes gehört. Eine Insulinpumpe gibt in kleinen, regelmäßigen Abständen ein schnell wirkendes Insulin ab. Die Frequenz und Menge können individuell eingestellt werden. Allerdings kann sie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht selbsttätig den Blutzucker messen. Daher ist für die meisten Pumpenträger immer noch der Pieks in den Finger Alltag.

Die künstliche Bauchspeicheldrüse ist keineswegs eine neue Idee. Bereits seit den 1970er Jahren wird an dem System geforscht. Schon jetzt existieren Geräte zum stationären Kurzeinsatz. Langfristiges Ziel ist der Langzeiteinsatz, entweder als Implantat oder ein tragbares Gerät. Der technische Fortschritt und vor allem die  Miniaturisierung haben dieses Ziel in greifbare Nähe gerückt. 

[ilink url=“http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3350637/“] Link zur Quelle (The Lancet)[/ilink]