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Eine US-amerikanische Studie beleuchtet die Stärken und Schwächen des Hausarztmodells in den USA, „Primary care“ genannt: Von 2012 bis 2014 wurden Erwachsene (49.286) befragt, die eine medizinische Grundversorgung haben und 21.133 erwachsene Personen befragt, die keine „Primary Care“ haben. In der Analyse ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Alter der Personen mit Grundversorgung höher war, zudem gab es in dieser Gruppe mehr Frauen und Personen mit europäischer Herkunft. Hintergrund der Studie ist, dass 25 Prozent aller US-Bürger keinen Hausarzt haben und sich an Spezialisten oder Kliniken wenden müssen. Aus diesem Grund wollte man erfahren, ob die Versorgung beider Gruppen stark differiert. Neben der Zahl der durchschnittlichen Arztbesuche wurde auch die Zahl der Notaufnahmen und stationären Aufenthalte statistisch untersucht, die sich aber nicht stark unterschieden. Allerdings bekamen Personen mit „Primary Care“ im Durchschnitt mehr Rezeptverordnungen. Bemerkenswert ist jedoch die Tatsache, dass trotz höherer Verschreibungen Betablocker nach einem Herzinfarkt seltener verordnet wurden. Bei Patienten, die eine chronische Herzinsuffienz haben, ist der Unterschied noch krasser. Hier erhielten 15,4 Prozent der Patienten mit Primary Care weniger Medikamente verordnet; ein gleiches Bild bei den Asthmatikern mit seltener verordneten „Controller“-Medikamenten. Ein deutlicher Unterschied war auch bei der Prophylaxe von Krankheiten zu verzeichnen. In diesem Bereich wurden allerdings Erwachsene mit „Primary Care“ häufiger behandelt. Die Kontrollen reichten dabei von Darmkrebsvorsorgen bis Mammografien, Impfungen gegen Grippe, Blutdruckkontrollen, Diabetiker-Check-ups der Füße und Augen sowie Beratungen  in Sachen Diäten, Sport und Rauchentwöhnung. „Primary Care“-Patienten fühlten sich von ihrem Arzt zudem gut beraten und verstanden, was sich in der Studie auch in einer besseren Bewertung im Hinblick auf Vorsorge und Gesundheitsberatung widerspiegelt, so der Experte Allan Goroll, der am Massachusetts General Hospital (Boston) als Editorialist tätig ist. Er verweist alllerdings darauf, dass Defizite in der Medikamentenverabreichung mit unzureichenden Diagnose- und Managementfähigkeiten von Hausärzten zusammenhängen könnten.

Quelle: Ärzteblatt