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In den USA ist ein harter Kampf um den patientenindividuellen Arzneimittel-Verblisterungsmarkt ausgebrochen, der eigentlich bis vor einem Jahr von den großen US-Apothekenketten Walgreens, CVS und Rite Aid dominiert wurde. Dann kam Amazon und übernahm für etwa 770 Millionen Dollar die von Apotheker TJ Parker mitbegründete auf patientenindividuelle Verblisterungen spezialisierte Versandapotheke Pillpack, die für US-Bürger nach Online-Bestellung für bis zu vier Wochen Medikamente individuell zusammenstellt, verblistert und verschickt, sodass für US-Bürger das Anstehen und Warten in Apothekenketten, Supermärkten und kleinen Apotheken ein Ende hatte. Diese sogenannten Refills müssen alle vier Wochen neu beantragt und bei den Krankenkassen genehmigt werden. Dieses übernahmen dann bislang immer Walgreens, CVS und Co., und der Patient musste lange warten. Nach einem Bloomberg-Bericht sperren sich die großen Ketten nach Übernahme PillPacks durch Amazon nun und verweigern gefaxte Anträge auf Rezeptübertragungen und die Einnahmezeiten, die auf den Blistern aufgedruckt wurden. Für die schnelle Lieferung der Verblisterungen zum Patienten benötigt PillPack gerade aber beides, um die Informationen an die Patienten weiterzugeben. Angeblich blocken die Apothekenketten und werfen die Faxe PillPacks einfach in den Müll oder ignorieren die Anfragen. Laut Aussage Bloombergs stellen die Apothekenketten die Situation anders dar, denn beispielsweise würde die Zustimmung der Kunden oftmals lange dauern. Das Geschäft mit den Verblisterungen ist allerdings ein so großes, dass die Ketten die  Konkurrenz durch Amazon fürchten und mauern. 70 Millionen US-Bürger, das sind 23 Prozent der Bevölkerung, bekommen drei oder mehr Medikamente pro Monat, 12 Prozent sogar fünf und mehr. Apotheken erhalten dann pro Refill eine sogenannte Copay, eine Gebühr, die für die Ketten lukrativ ist und sich deshalb Widerstand breit macht. Zudem hat PillPack nun noch ein anderes Problem. PillPack hatte einen Deal mit dem IT-Dienstleister ReMy Health, der sich mit dem Verwalter der E-Rezepte Surescript überworfen hat, sodass PillPack nicht mehr in der Lage ist, auf die gesammelte Medikametenhistorie von Surescripts zuzugreifen. PillPack muss nun Kunden selbst kontaktieren und individuelle Daten für Verblisterungen und Einnahmezeiten erfragen. Außerdem gehört Surescripts zur Gruppe der PillPack-Konkurrenten rund um CVS, die 80 Prozent aller US-Rezepte verwalten. CVS plant zudem PillPack Konkurrenz zu machen, indem ebenfalls ein eigenes Verpackungs- und Verblisterungsgeschäft aufgebaut wird.

Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung