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Robert Thielicke, Unit Director Health von der Piabo PR-Agentur in Berlin, hat sich Gedanken um das deutsche Gesundheitsversorgungssystem gemacht, das seiner Meinung nach ein Krankheitsbelohnungssystem ist. Hierzulande hat man anscheinend kein ethisches Interesse gesund zu werden, sondern das wirtschaftliche Verdienen mit Krankheiten steht im Vordergrund.  

Die Kernidee von „Value Based HealthCare“ des Harvard-Professors Michael Porter ist es, Belohnungen zum Gesundwerden auszusprechen und nicht fürs Krankbleiben. In Deutschland gibt es demnach zu viele Fehlanreize für teure therapeutische Maßnahmen. Innovationen zur Verbesserung der Patientenversorgung sind angezeigt und keine Regulationen und isolierten, kleinteiligen Modellprojekte. Porter hat multidisziplinäre Versorgerteams im Blick; des Weiteren die Messung von Behandlungserfolgen gegenüber den Kosten, Pauschalen fürs schnelle Gesunden, eine integrierte Versorgung über Sektorengrenzen hinweg, die flächendeckende digitale Versorgung sowie einen Datenaustausch nach Implementierung technischer Infrastruktur.  

Als US-Wissenschaftler hat Porter allerdings an zwei Irrtümer nicht gedacht, die das deutsche System prägen: Geldsparen ist nicht immer konsequent möglich und nicht die besten und maximalen Therapien sind immer sinnvoll (siehe Rückenschmerz-PatientInnen mit teuren OPs).  

Sinnvolle Sparmaßnahmen sollten aber immer das Wohl des Patienten im Auge haben und nicht das Wohl des Systems, erklärt der Autor, der das deutsche Fallpauschalensystem wegen Geldsparen auf Kosten von PatientInnen kritisiert. Besser seien Maßnahmen zur Kontrolle des Behandlungserfolgs und erfolgsabhängige Belohnungen. Eine evidenzbasierte Medizin benötigt danach einen Plan zum Messen von patientenrelevanten Resultaten: War eine Behandlung sinnvoll und hat sie genützt?  

(Universitäts-)Kliniken wollen ab 2024 flächendeckend nach Behandlungserfolg- und zufriedenheit beim Patienten nachfragen. Die Methode wird Patient Reported Outcome Measures, kurz PROMs genannt. Dabei kommt dennoch Kritik von ExpertInnen, für eine subjektive und zu stark fokussierte oder beschränkte Sichtweise von beurteilenden PatientInnen.  

Der Verbund von Universitätskliniken, die European University Hospital Alliance, kurz EUHA, will eine Informationsplattform initiieren, die eine Standardisierung von Ergebnissen über Anbieter (Leitungserbringer) und Länder hinweg – Stichwort Interoperabilität – verfolgt. Demnach müssten ganze Behandlungspfade betrachtet und bewertet werden und nicht einzelne Details, wie allein Auflistungen in der ePA. Schweden ist das Vorzeigeland für ein überarbeitetes mögliches Value Based HealthCare-System, sowie auch andere skandinavische Länder. Digitale Angebote müssten danach konsequent mit dem ambulanten Sektor verbunden werden; hier darf es von Patientenseite keinen Abbruch geben.  

In Deutschland hingegen kritisieren Fachleute, dass es viel zu viele Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte gibt; statistisch gesehen sind „wir“ führend und werden es auch bleiben (ganz nach der Devise: „einmal krank, immer krank“), wenn neue Gesundheits-Konzepte es nicht ändern. 

Quelle: hcm-magazin.de