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Venenerkrankungen sind ebenso häufig wie ernst zu nehmen. Sie können zu schweren Komplikationen und Folgeerkrankungen führen. Dabei existieren zahlreiche Behandlungsmethoden. Medtronic stellte nun eine angeblich besonders schonende Alternative vor. Diese wird von Phlebologen allerdings kritisch diskutiert.

Etwa 70 Prozent der deutschen Bevölkerung weisen krankhafte Veränderungen der Beinvenen auf, häufig sogenannten venösen Reflux, im Alltagsjargon auch als „Krampfadern“ bezeichnet. Es existieren bereits zahlreiche mehr oder minder schonende Behandlungsmethoden. Diesen will Medtronic mit Venaseal eine weitere Option hinzufügen.

Neben Venen-Stripping und Veröden steht Patienten künftig die Möglichkeit offen, die betroffenen Venen mit einem speziellen Kleber verschließen zu lassen. Dafür wird ultraschallgestützt das betroffene Gefäß lokalisiert, durch einen kleinen Schnitt ein dünner Katheter eingeführt und darüber der Klebstoff Cyanoacrylat in die Vene eingebracht. Der behandelnde Arzt übt dabei von außen Druck aus, um das Gefäß zu verschließen. Über die Länge des betroffenen Abschnitts wird dies im Abstand weniger Zentimeter wiederholt. Der verwendete Klebstoff wird seit Jahrzehnten in der Medizin eingesetzt und gilt als sicher. Die Methode wurde ursprünglich von Sapheon entwickelt, das Unternehmen später von Covidien aufgekauft, die mit Medtronic fusionierten.

Ärzte sind weder von der aggressiven Vermarktungsstrategie Medtronic’s, noch von der Methode selbst vollständig überzeugt. Auch wenn das System in einigen Fällen angeraten werden könne, sei es gleichzeitig nie das erste Mittel der Wahl. Der Kleber baue sich im Körper nur sehr langsam ab und müsse daher als Implantat eingestuft werden. Die Methode setze außerdem nur einen Kurs von wenigen Stunden voraus, zu wenig, wie Phlebologen meinen. Auch die Aussage, die Methode biete in jedem Fall ein kosmetisch einwandfreies Resultat, könne nicht gehalten werden. Laut der befragten Ärzte sei eine Kombination anderer Methoden die bessere Alternative.

Kommentar: Krampfadern sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern eine ernst zu nehmende Erkrankung. Sie können zu Komplikationen wie Blutgerinnseln, Blutungen und sogar zu einem Ulcus cruris führen.  Venenerkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheiten in der deutschen Bevölkerung, laut der Bonner Venenstudie haben jeder sechste Mann und jede fünfte Frau chronische Veneninsuffizienz.

[ilink url=“http://newsroom.medtronic.com/phoenix.zhtml?c=251324&p=irol-newsArticle&ID=2019572″] Link zur Quelle (Medtronic)[/ilink]