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Durch das Sammeln von Daten in Apotheken und Rechenzentren sind Iqvia und Insight Health über die letzten Jahre hinweg zum Marktführer für Arzneimitteldaten geworden. Jedoch ohne Daten der Versandapotheken, die verhältnismäßig nur sehr gering vorliegen. Das wollen nun Zur Rose, Medpex und Shop-Apotheke ausnutzen, indem sie ein eigenes Unternehmen gründen und ihre Daten zum Verkauf bringen.

In Branchenkreisen zweifelt man schon lange nicht mehr, dass die drei Marktführer ihren Bestand an Daten nutzen wollen. Zudem stimmte das Bundeskartellamt am 8. Oktober, nach Gesprächen in diesem Sommer, der Gründung eines gemeinsamem IT-Unternehmens zu.

Doch ob man damit Erfolg haben wird, ist man sich zumindest in Reihen der erfahrenen Datenprofis nicht einig. Schon früher wurde der Versuch gestartet, die Verkaufsdaten nach unterschiedlichen Absatzwegen aufzubereiten, jedoch war dies nicht aussagefähig genug und man holte sich bei den großen Herstellern eine Pleite ein.

Auf der anderen Seite könnten DocMorris, Medpex und Shop-Apotheke mit ihren 50 Prozent am deutschen OTC-Versandhandel ihre Marketingaktivitäten mithilfe von ihren gesammelten Daten optimieren oder ihre Daten verkaufen. Ein Millionengeschäft, das auch das Interesse von anderen OTC-Herstellern geweckt hat, denn einige von ihnen erzielen fast 50 Prozent ihres Umsatzes im Onlinehandel.  Skeptiker warnen: Diese Summe könne man mit einem eigenen Produkt nur schwer erzielen. Andererseits stehen die Analysen des Versandgeschäft auch deshalb auf dünnen Eis, weil Shop-Apotheke keine Daten liefert und viele Aussagen so auf Hochrechnungen basieren.

Weiterer Dorn im Auge der Hersteller könnten Versender werden, die schon heute mithilfe von Analysen aus Warenkörben mehr Informationen sammeln können als eine Apotheke vor Ort, denn mittlerweile suchen viele Kunden ihre Arzneimittel bei großen Versandapotheken. Dementsprechend werden Webshops auch immer mehr als Werbeflächen beliebt, weil man in Echtzeit und auf den Kunden zugeschnittene Werbung schalten kann.

Wie weit sich das Trio in die Karten schauen lässt, ist noch unbekannt. Klar ist jedoch, dass man nicht voll transparent Wettbewerbern die Chance geben will, mehr über die eigenen Zielgruppen zu erfahren.

Als Vorbild in der Branche gilt Kairion, die detaillierte Trackingdaten an die Marketingabteilungen von Versandapotheken liefern. Dadurch können die Händler Werbung schalten, die mit einer hohen Reichweite und im richtigen Moment dem Kunden vorgespielt werden. In Folge dessen wurde durch dieses Marketingwissen signifikant mehr Erlöse erzielt.

Am Ende stellt sich noch die Frage, wie viele Analysten es braucht, um ein schlagkräftiges Datenunternehmen zu gründen. Das hängt davon ab, wie weit die Datenanalysen reichen sollen. Für Hochrechnungen und Projektionen muss das Maß an Erfahrung westlich höher sein als bei reinen Verkaufsdatenanalysen.

Für die niederländischen Versender wäre es übrigens nicht das erste Gemeinschaftsprojekt: DocMorris und die Europa Apotheek (heute: Shop-Apotheke) hatten im Februar 2016 das Rechenzentrum König übernommen. Bereits seit 2003 lassen die beiden Versandapotheken ihre Rezepte in Gottmadingen abrechnen.

Apotheke Adhoc