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Ein Experte für Covid-19-Infektionen erklärt, warum einige Menschen schwerer erkranken als andere. Michael Barczok ist Pneumologe und klärt auf: 80 Prozent aller Menschen erkranken leicht, das heißt, sie spüren wenig oder keine Symtome. Der milde Verlauf ist durch die Betroffenheit der Schleimhäute der Nase, des Rachens, des Kehlkopfes und der oberen Atemwege sowie der Augen gekennzeichnet, allerdings in abgeschwächter Form. Einen schweren Verlauf zeigen 15 Prozent der mit dem Coronavirus Infizierten. Sie haben Husten, hohes Fieber und einen Verlust ihres Geschmacks- und Geruchsinns. Bei 5 Prozent der Betroffenen entstehen Komplikationen, da das Virus tiefer ins Lungengewebe einwandert und eine Lungenentzündung (Pneumonie) hervorruft. Dabei kann die Sauerstoffzufuhr so gestört sein, dass ein Prozent aller Infizierten beatmet werden müssen. Die Krankheit kann bekanntermaßen dann auch zum Tode führen. Der kritische Punkt der Erkrankung ist etwa um den zehnten Tag herum erreicht. Dies kann variieren (5. bis 15. Tag). Am zehnten Tag nach Ausbruch der Erkrankung entscheidet sich in der Regel, ob jemand mild oder schwer erkrankt. Dieses Wissen haben Fachleute aus chinesischen Erhebungen übernommen, so Barczok. Die Schwere der Erkrankung hängt dabei von drei verschiedenen Faktoren ab, wie Experten, auch des Robert-Koch-Instituts (RKI), herausgefunden haben. Faktor eins ist das Eindringen des Virus in die Lunge. Dabei ist entscheidend wie tief das Coronavirus eindringt. Menschen, deren Flimmerhärchen in den Bronchien gut funktionieren, können Erreger wie Bakterien und Viren, aber auch Pollen und Dreck gut aus der Lunge abtransportieren. Raucher haben hier extreme Nachteile, da die Flimmerhärchen zum Teil zerstört sind. Auch spielt die Immunabwehr des Körpers eine entscheidende Rolle, denn alte und kranke Personen sowie Menschen mit Vorerkrankungen haben schlechtere Karten als immunstarke Personen. Die Viruslast entscheidet zudem auch über den Schweregrad der Covid-19-Erkrankung, denn kleine Virusmengen können schneller beseitigt werden als extreme Mengen, wenn man zum Beispiel angehustet wird. Es gibt aber noch einen anderen Risikofaktor, der mit entscheidet, ob man sich schnell erholt: Menschen mit hohem Fieber müssen aufpassen, dass die extrem erhöhte Körpertemperatur nicht zu lange anhält, da dies zur Austrocknung des Körpers führen kann. Fieber darf sein, aber eben nicht über eine zu lange Zeitdauer und zu hoch, erklärt der Pneumologe. Fiebersenkende Mittel wie Paracetamol sollten mit Bedacht eingesetzt werden und nicht sofort. Allerdings benötigt der Körper des Betroffenen bei hohem Fieber viel Flüssigkeit. Daher immer an eine ausreichende Zufuhr in Form von zwei bis drei Litern pro Tag denken. Wird dies vernachlässigt, dickt das Blut des Betroffenen ein und die Sauerstoffzufuhr ist somit auf zweierlei Art und Weise nicht gesichert: Bei der Pneumonie können die entzündeten Lungenbläschen den Sauerstoff nicht mehr ausreichend ins Blut abgeben. Zudem kommt jetzt durch die Verdickung des Blutes hinzu, dass durch Thromben verdickte Blutgefäße den Sauerstoff nicht mehr gut genug aufnehmen. Die Folge ist, dass auch die Durchblutung in anderen Organen wie Nieren und Leber versagen kann, was letztlich Multiorganversagen auslöst und eventuell zum Tode führt. Daher empfiehlt der Experte frühzeitige Interventionen durch viel Flüssigkeit und kühle Umschläge zur Senkung des Fiebers über 39 Grad sowie Medikamente wie Paracetamol statt Ibuprofen, weil es in diesem Fall besser wirkt; leichte Kleidung und Decken sowie ein gut zirkulierender Luftaustausch sind auch vorteilhaft. Sport ist ebenso tabu, Schonung durch Bettruhe wird dagegen empfohlen. Sollte es zu Atemnot kommen, muss schnell gehandelt werden und der Notarzt gerufen werden. 

Quelle: www.focus.de