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Amerika hat gerade den US-Präsidenten gewählt, der am 20. Januar 2021 ins weiße Haus einzieht. Wer allerdings das Rennen um die US-Präsidentschaftswahl macht, ist laut Stand am Morgen des 5. November noch offen, wobei Joe Biden (Demokrat) momentan die Nase vorn hat. Die Gesundheitspolitik der USA könnte demnach in den nächsten vier Jahren durch Donald Trump (Republikaner ) oder durch Joe Biden geprägt sein. Fakt ist, dass die Amerikaner die höchsten Gesundheitsausgaben mit 11.072 US-Dollar (BIP: 17 Prozent) pro Kopf (Stand: 2019) weltweit haben. Auf Platz zwei folgt die Schweiz und den dritten Platz teilen sich Deutschland und Norwegen mit 6.600 US-Dollar und 11,7 Prozent des BIPs. Das US-amerikanische Gesundheitssystem ist nicht nur teuer und aufgebläht, sondern auch noch ineffizient, erklären Kritiker. Dies soll sich nach der Wahl aber ändern, versprachen beide Kandidaten im Wahlkampf. Die Pläne Trumps sehen dabei anders aus als die von Biden. Trump ist auch weiterhin für die Abschaffung der hohen Arzneimittelpreise. Dafür will er billigere Importe aus Kanada oder aber ein Referenzsystem einführen, das sich an den Preisen anderer Staaten orientiert. Außerdem will er die Medikamentenproduktion weg von China ins eigene Land verlegen, um unabhängiger zu sein. Pharmacy Benefit Manger, kurz PBM, und deren Macht in der Arzneimittel-Lieferkette, die Preise mit Pharmakonzernen im Auftrag der Krankenversicherungen auszuhandeln, will er begrenzen. Die ausgehandelten Rabatte sollen an die Patienten gehen, wenn es nach dem Willen von Trump geht. Biden ist ebenfalls für eine Senkung der hohen Arzneimittel-Preise. Er will die Preise deckeln, indem er Experten für staatliche Gesundheitsprogramme mit Arzneimittelherstellern verhandeln lässt; eine unabhängige Kommission soll die Preise regulieren. Steuererleichterungen für die Pharma-Industrie wird es nicht geben, das steht ganz oben auf seiner Agenda. Es wird auch keine Marktkonzentration mächtiger Pharmariesen geben, wenn es nach Joe Biden´s Willen geht. 

„Obamacare“ ist für beide Männer ebenfalls ein großes Thema. Dabei sollen alle Amerikaner eine staatliche Gesundheitsversorgung erhalten. Wie das umgesetzt werden soll, darin unterscheiden sich die Ansichten beider Politiker. Trump setzt auf eine Rückführung des Gesetzes, das Barack Obama eingeführt hat, weil das System zu viel Geld kostet. Der neue Plan Trumps ist aber weiterhin unklar geblieben. Biden dagegen ist für eine Erweiterung der Obamacare-Gesundheitsversorgung durch eine sogenannte von ihm einzuführende „Public Option“, die allen Amerikanern, auch 12 Millionen registrierten Einwanderern, den Zugang zu staatlichen Gesundheitsprogrammen ermöglichen soll. Beitragssenkungen von 9,86 Prozent des Haushalteinkommens auf dann 8,5 Prozent stehen auch ganz oben auf Biden´s Tagesordnung. Hingegen sind beide Präsidentschaftskandidaten für eine Beendigung des „Surprise Billing“. Nach Krankenhausaufenthalten bekommen Amerikaner Rechnungen, die sie aus eigener Tasche begleichen sollen, weil einige Leistungen nicht von den Krankenversicherungen übernommen werden. Das System soll aber abgeschafft werden. Biden steht auch für weitere staatliche Investitionen in die Versorgung von alten und kranken Menschen sowie von Kindern. Dazu gehören zudem Steuererleichterungen für pflegende Angehörige und mehr Investitionen in die Ausbildung von medizinischem und pflegerischem Personal. Auch ist ihm die wissenschaftliche Expertise sehr wichtig. Biden erhielt zudem eine größere finanzielle Unterstützung im Wahlkampf von Pharmaunternehmen. Bis zum 1. November war es eine stattliche Summe von elf Millionen US-Dollar, obwohl Trump nur zwei Millionen erhielt. 

Source: Pharmazeutische Zeitung