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In einem Interview mit der FAZ sprachen Michael Dohrmann (Partner Industry Lead Life Sciences & Health Care) und Ibo Teuber (Director Life Sciences & Health Care bei Deloitte) zu den Potenzialen und Herausforderungen der voranschreitenden Digitalisierung im Gesundheitssektor. Derzeit seien mangelnde Transparenz bei Informationen zu Erfolgsquoten operativer Eingriffe, lange Wartezeiten bei Fachärzten und bürokratischer Aufwand die wichtigsten Gründe für die Unzufriedenheit der Deutschen. Das Digitale-Versorgungs-Gesetz (DVG) kann daher dem Bedürfnis vieler Patienten an Datentransparenz und Offenheit für technische Innovationen entgegenkommen. Ibo Teuber sieht aber klar den Gesetzgeber in der Pflicht, für Datensicherheit und ordnungsgemäße Verarbeitung der sensiblen Gesundheitsdaten zu sorgen.                                                                                                
In der Debatte um die Regelungen des DVG zur Zulassung medizinischer Apps, die von Kritikern als vorschnell bewertet wird, betonen beide Experten die strengen Testverfahren. Diese ähneln den Zulassungskriterien von Medikamenten und dauern zwischen drei und 12 Monaten. Laut Michael Dohrmann sei außerdem ein grundlegendes Umdenken nötig, da Apps vor allem chronisch Kranke entlasten können. Auch Arztbesuche werden sich zukünftig durch den „Digital Twin“, also einem digitalen Abbild des menschlichen Körpers, ändern. So könne die diagnostische Genauigkeit Patienten schon früh vor möglichen Erkrankungen warnen und Behandlungen individuell abgestimmt werden. Ähnlich seien digital geförderte Präventionsmaßnahmen eine Möglichkeit, den Patienten weiter in die Verantwortung zu nehmen und vor ungesunden Lebensweisen und daraus resultierenden Volkskrankheiten zu warnen. Michael Dohrmann sieht darin die Chance, gesparte Gelder in die Forschung von förderungsbedürftigen Bereichen wie Infektionskrankheiten zu investieren.

Quelle: faz.net