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Michael Schlander und Karla Hernandez-Villafuerte haben die systematische Analyse der tatsächlichen Entwicklungskosten von neuen Medikamenten für häufige und seltene Erkrankungen (Orphan Drugs) beleuchtet, die Krebsforscher und Gesundheitsökonomen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und vom Deutschen Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK) durchgeführt haben. Dazu haben die beiden Studienautoren 22 Studien mit 45 Schätzungen, die bis März 2020 veröffentlicht wurden, ausgewertet. 

Laut ihrer Studie steigen die Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) weiter an, vor allem im Sektor der Krebserkrankungen. Auffällig ist, dass die Schätzungen der Gesamtkosten verschiedener Studien aus dem Jahr 2019 extrem differieren, von 137 Millionen Euro bis zu 3,86 Milliarden Euro.  

Die Entwicklungskosten sind dabei aber von sehr vielen Faktoren abhängig, wie die Autoren aufgrund der Analyse der Experten herausfanden. Die Ursachenforschung für die Spanne führte Schlander und Hernandez-Villafuerte zu der Annahme, dass die Entwicklung neuer Präparate auch erfolgsquotenabhängig ist. Die Heranbildung von großen Molekülen, zu denen Biologika einschließlich monoklonaler Antikörper gehören, sind einfacher als chemisch kleine und herkömmliche Verbindungen.  

Zudem ist es von Bedeutung, ob Stoffe biopharmazeutischer Unternehmen eigenproduziert oder einlizenziert sind. Eine komplizierte und aufwändigere Forschung ist auch abhängig von der Pathologie einer Krankheit, die es erst zu verstehen gilt. Faktoren wie Barausgaben, das Entwicklungsrisiko und die Markteinführungs-Zeitspanne spielen in diesem Zusammenhang auch eine große Rolle.  

Allerdings bemängeln die Experten die Transparenz der Datenlage, die nicht immer eindeutig ist. Neue Medikamente, so das Fazit, sollten aber immer nur eingeführt werden, wenn sie einen Mehrwert aufweisen und wenn es ein ausgewogenes Verhältnis Nutzen und Preisgestaltung geben kann.  

Quelle: www.pharmazeutische-zeitung.de