Seite wählen

Das wissenschaftliche Institut der AOK, kurz WIdO liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut aller AOKen Expertisen für alle Leistungsbereiche in der GKV. In einem aktuellen Bericht beschreibt das Institut die Vorteile von Arzneimittel-Rabattverträgen, mit denen sich viel Geld in der GKV sparen lässt. Krankenkassen sind Befürworter der Exklusivausschreibungen, Apotheker hingegen sind Gegner, denn, wenn das Arzneimittel nicht lieferbar ist, entsteht ein Engpass, weil keine alternativen Präparate zur Verfügung stehen. Das WIdO argumentiert allerdings anders, denn ein Einsparvolumen der AOKen von etwa zwei Milliarden Euro im Jahr 2019 gibt ihnen angeblich Recht. Dabei können die Vertragsarten und somit auch die Vielfalt der Anbieter der Produkte unterschiedlich sein. Beliebt ist zum Beispiel das Open-House-Modell, aber der Liebling der AOK ist der Exklusivvertrag, bei dem nur ein Hersteller das Exklusivrecht zur Belieferung seines Arzneimittels erhält. Die Rabattverhandlungen hüllen sich allerdings in Stillschweigen, dennoch lassen sich wohl mit Exklusivausschreibungen die höchsten Einsparungen erzielen. Da die Hersteller dieser Verträge große Absatzmengen kalkulieren können, fallen die Rabatte auch wesentlich höher aus. Größere und bekanntere Hersteller sind hier auch im Vorteil, weil sie über sogenannte Mehrpartner-Verträge ein breiteres Produktsortiment anbieten können und so breiter aufgestellt sind und sich durchsetzen können. Die Apotheke profitiert laut WIdO auch davon, weil sie ihre Lagerhaltung auf diese Anbieter fokussieren kann. Die Analyse des Instituts liefert zudem Beweise dafür, dass Patienten im Vorteil sind, wenn sie immer mit ein und demselben Medikament versorgt werden und nicht ständig den Anbieter wechseln müssen. Hersteller-Treue führt so unmittelbar zu einer erfolgreicheren Therapie, da ist sich das Institut sicher. Existierte nur ein Rabattpartner, erhielten 2018 dem Bericht zufolge 83 Prozent aller Patienten immer dasselbe Medikament. Läuft allerdings ein Rabattvertrag aus, müssten Patienten den Anbieter dann doch wechseln. Lieferausfälle durch Lieferengpässe sieht das Institut auch nicht kritisch, denn alleinige Vertragspartner würden besser und in größeren Absatzmengen kalkulieren, wenn Apotheken auch mitziehen und größere Verordnungsmengen kalkulieren sowie auf Vorrat bestellen. Das WIdO sieht zudem in der globalisierten Produktion ein geringeres Risiko für Produktionsausfälle und kritisiert die Pläne der EU, die Produktion von Arzneimitteln zurück nach Europa zu holen. Rabattverträge seien auch nicht für die Verlegung der Produktion in andere Länder verantwortlich. Zudem entfielen nur 3,6 Prozent der Arzneimittelausgaben weltweit auf die GKV in Deutschland, so die Argumentation weiter. 

Quelle: pharmazeutische-zeitung.de