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Katherine Gallagher als Teamleiterin der Universität Michigan in Ann Arbor hat mit Hilfe von Mäusen herausgefunden, dass Diabetiker vom Typ 2 häufiger einen tödlichen Zytokinsturm erleben, wenn sie mit dem SARS-CoV-2-Virus sind. Es gibt bereits erste Studienergebnisse (Proceedings of the National Academy of Sciences), die darauf hindeuten, dass adipöse und Typ-2-Diabetes-Patienten Risikokandidaten für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion sind, aber auch Wundheilungsstörungen und ein Enzymmangel mit der Zuckerkrankheit in Verbindung stehen.  

Im Mausmodell fanden die Wissenschaftler heraus, dass Viren aus dem Coronavirus-Segment, auch bei den Tieren einen Zytokinsturm bewirken. Zytokine sind Botenstoffe (Proteine) die bei einer Reaktion des Immunsystems gebildet werden. Sie können bestimmte Abwehrzellen aktivieren. Initiiert wird der Zytokinsturm aber wohl durch Makrophagen des Immunsystems bei Mäusen und Menschen.  

Die Corona-Viren gehen dabei so vor, dass sie die Bildung eines ganz bestimmten Enzyms reduzieren, das zu den Histon-Methyltransferasen gehört und das Ablesen bestimmter Gene verhindert. Das Enzym mit Namen SETDB2 ist aber laut Studie bei Menschen mit Diabetes ohnehin schon vermindert, sodass dessen verminderte Produktion in den Makrophagen mit vermehrten Wundheilungsstörungen gleichzusetzen ist. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass die Produktion des Enzyms noch durch die Covid-19-Infektion zusätzlich herabgesetzt ist.  

Das wissenschaftliche Team um Gallagher glaubt, dass Interferone das Mittel der Wahl bei betroffenen Erkrankten sein könnte. Allerdings gibt es bislang nur wenig Beweise dafür. Weitere klinische Studien müssen folgen, damit die Wirkweise der Interferone geklärt werden kann.  

Schon jetzt deuten die Studienergebnisse aber darauf hin, dass Interferone als Behandlungsoption helfen könnten, weil sie einen Signalweg, den sogenannten JAK-STAT-Signalweg, initiieren. Der Signalweg wiederum steigert die Produktion des Enzyms SETDB2, was bei der Therapie von schwer Covid-19-Erkrankten vorteilhaft sein kann. Bislang allerdings überzeugten Interferone die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die die Solidarity-Studie veranlasst hat, nicht. Auch wenn Interferone nicht empfohlen werden, so könnten sie doch irgendwann bei entsprechenden Patienten mit oben genannten Risikofaktoren und zum richtigen Zeitpunkt einer Infektion wirken. 

Quelle:  www.aerzteblatt.de