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Der zweite Trendreport des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) zeigt, dass sich die Anzahl der ambulanten Behandlungsfälle in den Monaten April, Mai und Juni insgesamt aufgrund von Corona stark reduziert hat. Für die Analyse wurden ärztliche Abrechnungsdaten von 16 der insgesamt 17 Kassenärztlichen Vereinigungen, auf Frühinformationen basierend, ausgewertet und mit den Ergebnissen des ersten Trendreportes verknüpft. Demnach sind die Gesamtfallzahlen im April und Mai 2020 um 23 beziehungsweise 15 Prozent unter denen des Vorjahreszeitraumes geblieben. Eine allmähliche Normalisierung trat erst Ende Mai wieder ein. Der Bereich der kinder- und fachärztlichen Versorgung verzeichnete danach die stärksten Rückgänge, mit 34 beziehungsweise 26 Prozent; im Mai war eine leichte Erholung erkennbar. Außerdem waren laut ZI-Trendreport Nachholeffekte in einzelnen Fachgruppen erkennbar, die bei den Haus- und Fachärzten mit einem Plus von zehn Prozent zu Buche schlugen, bei Kinderärzten mit 16 Prozent mehr als noch im Vorjahreszeitraum und bei den Psychotherapeuten sogar 23 Prozent. Die Psychotherapie, aber auch Nervenärzte sowie Schmerztherapeuten verzeichneten als Gruppe den stärksten Wiederanstieg.
Persönliche Arzt-Patienten-Kontakte sind bis Ende Mai deutlich gesunken, während telemedizinische Leistungen beispielsweise deutlich gestiegen sind. Beratungen per Telefon sind im Zeitraum vom 4. Mai bis zum 30. Juni diesen Jahres mit 3,1 Millionen abgerechneten Leistungen durch die Decke geschossen, denn letztes Jahr im gleichen Zeitraum wurden nur etwa die Hälfte der diesjährigen telefonischen Beratungen abgerechnet. Videosprechstunden wurden im gleichen Zeitraum 1,24 Millionen Mal gebucht, während 2019 wenige Tausend telemedizinische Leistungen dieser Art Interessenten fanden. Alles in allem bleibt aber erkennbar, dass die Corona-Pandemie das Niveau gehoben hat, obwohl Schwankungen zu verzeichnen sind.
Präventions- und Früherkennungsuntersuchungen brachen Ende März besonders stark ein. Deshalb ist das erste Quartal 2020 als rückläufig zu betrachten. Besonders Screening-Programme wie die Mammografie mit 83 Prozent, aber auch Hautkrebs mit 70 Prozent und Koloskopie mit 43 Prozent waren besonders stark rückläufig. Die bildgebende Diagnostik war dagegen weit weniger stark betroffen, doch setzte auch hier eine Normalisierung erst wieder Ende Mai 2020 aufgrund von Angst vor Covid-19-Infektionen ein.

Quelle: Ärzteblatt