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Ein Experte des Robert-Koch-Instituts (RKI), der den Fachbereich Soziale Determinanten für Gesundheit leitet, informierte auf dem Herbstseminar des Vereins demokratischer PharmazeutInnen (VdPP) über die auseinandergehende Schere zwischen arm und reich in Bezug auf den Gesundheitszustand der Menschen in Deutschland. Das Fazit des Experten, Thomas Lampert, ist kurz gesagt, je ärmer, desto kränker, das heißt, wer arm ist, hat große gesundheitliche Nachteile, obwohl die Politik seit Jahren versucht, dem entgegenzuwirken, etwa in Form der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, was den Tabakkonsum angeht. Gefruchtet hat die Kampagne in der Mittel- und Oberschicht, nicht aber in der ärmeren Bevölkerung. Das RKI hat ermittelt, dass 27 Prozent aller armen Männer mit weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens nicht das Rentenalter erreicht. Sozial schwach gestellte Menschen haben eine erhöhte vorzeitige Sterberate. Denn auch (chronische) Krankheiten wie Diabetes mellitus, Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und andere mehr, sind bei armen Menschen aus sozial schwachen Schichten überdurchschnittlich oft verbreitet. Sozial schlechter gestellte Frauen etwa haben ein viermal erhöhtes Risiko an Diabetes zu erkranken. Auch bei Adipositas ist dieser Unterschied im Verhältnis zu Männern extrem auffällig. Nicht nur, dass diese Krankheiten verbreiteter sind, sie werden zudem auch frühzeitiger chronisch und verlaufen auch schwerer mit verkürzten Überlebenszeiten, so der Soziologe. Die Folgen sind dann außerdem stärkere Einschränkungen im Alltag, reduzierte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Funktionseinschränkungen und Ausbildung häufiger Komorbiditäten. Allerdings kümmern sich alleinstehende, sozial schwächer gestellte Frauen häufig sehr intensiv um ihren Nachwuchs in Bezug auf die Gesundheit. Der Experte empfiehlt als Fazit eine Durchbrechung der Verknüpfung der Komponenten. Ein schlechter Sozialstatus gepaart mit einem niedrigen Einkommen únd ein vorzeitiges Sterberisiko müssen in der heutigen Zeit nicht mehr zusammenhängen, wenn die Politik frühzeitig interveniert. Notwendige Maßnahmen und Veränderungen tragen deshalb zur gesundheitlichen Chancengleichheit aller mit bei. 

Quelle: Pharmazeutische Zeitung