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Zum Jahreswechsel haben zwei Drittel der Krankenkassen ihre Beiträge erhöht. Diese liegen nun zwischen 14,6 und 16,3 Prozent des Bruttoeinkommens. Getragen werden muss die Kostensteigerung ausschließlich von den Arbeitnehmern – die Kosten, die sich Arbeitgeber und Beschäftigte teilen, sind gesetzlich weiter auf 14,6 Prozent beschränkt. Diese Vorgabe sorgt nun für Diskussionen.

„Eine Finanzreform der GKV ist für uns ein ganz wichtiges Projekt und wir hoffen, dass die große Koalition das jetzt noch aufgreift“, meinte Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (vdek). Eine Beteiligung der Arbeitgeber sei wichtig, außerdem sollte der Beitragssatz wieder von den Verwaltungsräten der Krankenkassen festgelegt werden können. Die Finanzreform sollte dann das Verhältnis der Krankenkassen untereinander regeln. „Wir brauchen ein Risikostrukturausgleichssystem unter den Kassen, das Volkskrankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck etwas weniger berücksichtigt und die selteneren, aber teuren Krankheiten etwas mehr“, so der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK) Jens Baas.

Die SPD kritisierte ebenfalls, dass die erhöhten Krankenkassenbeiträge ausschließlich von den Arbeitnehmern getragen werden müssten. „Die paritätische Finanzierung ist ein bewährtes System, das Deutschland stark gemacht hat“, so SPD-Generalsekretärin Kristina Barley. Finanzielle Lücken alleine über den Zusatzbeitrag auszugleichen sei ungerecht. „Wir werden sehen, ob wir das noch in der großen Koalition thematisieren – aber spätestens in unserem Wahlprogramm werden wir dieses Vorhaben für die nächste Legislaturperiode aufgreifen.“

Kommentar: Die teuerste Krankenkasse zum Anfang des Jahres 2016 ist die BKK Viactiv (16,3%). Eine gravierende Aufstockung des Zusatzbeitrages nahm auch die DAK vor (+0,6% auf 16,1%). Grund für die drastische Erhöhung ist laut Vorstandsvorsitzendem Herbert Rebscher ein 2015 bewusst in Kauf genommenes Defizit – man wollte nicht schon im letzten Jahr zur teuersten Krankenkasse in Deutschland werden. Bereits im Jahr 2010 verlor die DAK aufgrund von Beitragserhöhungen 460.000 Versicherte.

Besser läuft es bei der TK, die im ersten Halbjahr des Jahres 2015 146.000 Mitglieder dazu gewann. Eigentlich wäre auch die Erhöhung des Zusatzbeitrages um 0,2 Prozent nicht nötig, die Rücklagen würden reichen. Ein Verzicht könnte allerdings dazu führen, dass noch mehr Versicherte zur größten deutschen Krankenkasse überlaufen würden, und dies soll verhindert werden. Aus Rücksicht auf die anderen Kassen – und aus Angst davor, dass die hohe Mitgliederzahl im Endeffekt mehr schadet als nutzt.

[ilink url=“http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/gesetzliche-krankenversicherung-zwei-von-drei-krankenkassen-werden-teurer/12782552.html“] Link zur Quelle (Handelsblatt)[/ilink]