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Nach einem internen Sachstandsbericht der deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) fehlt es Krankenhäusern regelmäßig an wichtigen Arzneimitteln. Besonders an Krebsmedikamenten und Antibiotika würde es mangeln, sodass besonders schwer kranke Patienten gefährdet würden. So wurden im August 2013 insgesamt 18 Lieferengpässe von 21 Krankenhausapotheken gemeldet, die insgesamt 114 der rund 2000 deutschen Krankenhäuser versorgen. Dabei habe es in 39 Prozent der Fälle keine gleichwertige Medikamentenalternative gegeben.

Zwar wurde Anfang April dieses Jahres, nachdem bereits letztes Jahr zunehmend Lieferengpässe gemeldet wurden, ein Register über Lieferengpässe beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingerichtet, dies ist jedoch nur freiwillig. So sind von Beginn bis zum aktuellen Zeitpunkt lediglich 23 solcher Engpässe gemeldet wurden. Als Lieferengpass gilt im BfArM-Register jede über zwei Wochen hinausgehende Unterbrechung einer Lieferung. Als Grund werden dabei oftmals Probleme bei der Herstellung genannt. Die Liste der Lieferengpässe kann hier eingesehen werden.

Ein Sprecher der DKG meinte: „Zwar habe sich die Situation leicht verbessert, zugleich habe sich aber auch der Aufwand der Kliniken bei der Beschaffung von Alternativpräparaten erhöht.“ Da die Situation alles andere als zufriedenstellend sei, forderte er die Registerführung der Arzneimittelengpässe von freiwillig auf verbindlich umzustellen.

Bereits vor fast anderthalb Jahren hatten der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschland (VKD) und der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker auf das Problem der fehlenden Lieferbarkeit von Medikamenten hingewiesen und gefordert, dass die Politik höhere Mindestlagerkapazitäten festlegen soll. Nach Aussage von Dr. Thorsten Hoppe-Tichy, Leiter der Krankenhausapotheke des Klinikums Heidelberg hatte sich die Situation in den letzten Jahren deutlich verschärft. Die Warnung hatte scheinbar nichts genützt, denn wenige Monate später (Dezember 2012) berichtete die Deutsche Krankenhausgesellschaft, dass Krankenhäuser immer noch an Lieferengpässen leiden würden (wir berichteten). Damals ergab eine Erhebung unter 100 Kliniken, dass 25 Arzneimittel nicht oder nur in zu geringen Mengen lieferbar waren. Grund sei die immer weiter zunehmende Marktkonzentration, sodass ein Medikament nur noch von einem Hersteller hergestellt wird. Fällt nun ein Zulieferer des Herstellers aus, liegt weltweit die gesamte Versorgung lahm. Zudem würden viele Medikamente außerhalb der EU produziert werden. Dies führt dazu, dass die Hersteller nicht mehr flexibel auf die Nachfrage reagieren könnten.

Das es Lieferengpässe geben würde hat die Pharmaindustrie auch gegenüber der Politik zugegeben. Dies sei jedoch auf den von der Politik gewünschten Kostendruck zurückzuführen. Dieser würde Unternehmen dazu zwingen alle Arten der Effizienzsteigerung zu nutzen. Dies würde logischerweise dazu führen, dass Lagerkapazitäten abgebaut werden müssten und die Produktion in Ländern mit weniger hohen Produktionskosten verlagert wird. Der von einigen Marktteilnehmern geforderten Zwangsbevorratung stehen die Unternehmen kritisch gegenüber. Dies könnte dazu führen, dass Unternehmen auf die Zulassung von weniger rentablen Arzneimittel komplett verzichten. Dies könne jedoch die Versorgungsqualität verschlechtern.

Bis auf die Einführung des freiwilligen Melderegisters sieht die Bundesregierung jedoch keinen weiteren Handlungsbedarf. Die Engpässe seien überschaubar und könnten schnell überbrückt werden. Dennoch zeigt diese Entwicklung, in welche Richtung sich die Versorgungsqualität in Deutschland entwickeln könnte. Der Gesetzgeber ist hier gefordert eine adäquate Lösung zu finden, die die Interessen der Patienten und Pharmakonzerne abwägt. Eine Lösung zur Verteilung der finanziellen Belastung könnte sein, dass Krankenhausapotheken, Großhändler und Pharmakonzerne verpflichtet würden gewisse Mindestmengen vorrätig zu halten.