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Die Techniker Krankenkasse (TK) hat vor wenigen Tagen angekündigt, die Überschüsse in Form von Rückzahlungen an ihre Versicherten auszuschütten. Diese Vorgehensweise wird nun von anderen Kassen, wie bspw. der AOK Nordost scharf kritisiert. Die Techniker Krankenkasse habe jahrelang von einem Systemfehler profitiert, lautet einer der Vorwürfe. Auch wäre es in Richtung der Versicherten ein „falsches Signal“, hier eine Art Belohnung auszuschütten, die morgen wieder im System fehlen würde.

Der Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, Frank Michalak, moniert, dass die Prämienausschüttungen zulasten von Kassen mit vielen Alten und Kranken gingen, wie es bei seiner Kasse der Fall sei. Denn die TK profitiere seit 2009 von einem strukturellen Fehler im Verteilungsmechanismus des Gesundheitsfonds. Dieser begünstige Kassen mit vorwiegend gesunden Versicherten, während für Kassen mit vielen alten und schwer kranken Mitgliedern systematisch zu wenig Mittel für die Versorgung bereitgestellt würden. Dieser Fehler müsse behoben werden.

Unterstützung erhält Michalak in seiner Forderung von einer weiteren Ortskasse: Auch der Verwaltungsrat der AOK Bayern fordert eine „sofortige Korrektur der Berechnungsgrundlagen des Gesundheitsfonds„. Was ausgezahlt werden solle, entspreche genau den ungerechtfertigten Zahlungen der letzten drei Jahre, die der Gesundheitsfonds an die TK überwiesen hat, beklagte Verwaltungsrats-Chef Fritz Schösser.

Zum Hintergrund: Mit Einführung des Gesundheitsfonds zum Jahresbeginn 2009 wurde der Risikostrukturausgleich (RSA) grundsätzlich umgestaltet. Seitdem orientiert sich dieser Ausgleich  zwischen den gesetzlichen Krankenkassen auch am Krankheitszustand der Versicherten – der Morbidität. Dieser sogenannte Morbi-RSA hat den 1994 ursrpünglich eingeführten Finanzausgleich auf eine neue Grundlage gestellt.

An dieser Stelle setzt die Kritik der Ortskassen an. Diese verweisen auf einen „Methodenfehler“ im Finanzausgleich zwischen den Kassen und führen zur Verdeutlichung ein Beispiel an: Bei einem 30-jährigen Versicherten würden im Schnitt 104 Prozent der Leistungsaufwendungen durch den Fonds gedeckt. Der Deckungsgrad sinke aber mit zunehmenden Alter der Versicherten. So würden Kassen mit höheren Anteilen älterer Menschen benachteiligt. Aus diesem Grund habe die Mehrzahl der großen Versorgerkassen „immer größere Schwierigkeiten, die anfallenden Krankheitskosten zu finanzieren“.

Unterdessen hat eine weitere Kasse angekündigt, Prämien auszuzahlen: Die Hanseatische Krankenkasse (HEK) hat einen hohen Überschuss erzielt und möchte diesen an ihre Mitglieder zurückgeben. Alle 300.000 Mitglieder sollen eine Prämie von 75 Euro erhalten. Zudem sollen alle, die zum Stichtag 1. Mai 2013 bei der HEK als Beitragszahler gemeldet, den Bonus erhalten, da die Zahlung unabhängig von der Dauer der Mitgliedschaft sein werde. Bereits Anfang Juli hatte die HEK beschlossen, ihren Versicherten die Zehn-Euro-Praxisgebühr beim Zahnarzt zurückzuzahlen.

Freuen dürfte dies zumindest wechselwillige Kassenmitglieder, denn die könnten auf Prämienfang gehen. So können auch noch Versicherte profitieren, die etwa im April der HEK beitreten. Damit könnten TK-Versicherte – ein Wechsel vorausgesetzt – in den Genuss eines zweiten Bonus kommen…