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Schon seit Bekanntwerden der Impfstoffausschreibung gegen humane Papillomaviren (HPV) der AOK Hessen und der AOK Niedersachsen regte sich Ende Februar immenser Widerstand der Ärzte und Apotheker gegen dieses Vorgehen. Sie fürchteten starke und andauernde Lieferprobleme, wenn ein einzelner Anbieter die exklusive Belieferung einer Krankenversicherung übernehmen muss. Der Hessische Apotherkerverband (HAV) nahm diese Meldung als Anlass, um für ein Stopp von exklusiven Lieferverträgen zu plädieren. Denn bereits seit Monaten würde es immer wieder bei wichtigen Medikamenten zu Lieferverzögerungen kommen.

Nun hat der Spuk ein Ende. Einer der beiden Hersteller (Sanofi), die in Deutschland zugelassene Impfstoffe vertreiben, kündigte an sich nicht für die exklusive Belieferung zu bewerben. Daraufhin entschied sich die AOK die Ausschreibung zurückzuziehen, da nun lediglich nur noch ein Unternehmen (GlaxoSmithKline) zur Verfügung steht und somit kein Wettbewerb zustande kommen kann.

Sanofi gab als Begründung für den Rückzug an, dass durch eine exklusive Ausschreibung weniger Menschen geimpft werden würden. Diese Erfahrung hätte man bereits bei vielen Grippe-Vakzinen gemacht. Zudem sei der Impfstoff von Sanofi nicht vergleichbar zu dem von GlaxoSmithKline (GSK). Man würde im Gegensatz zu GSK mehr HPV-Typen und zusätzlich Genitalwarzen vorbeugen. Außerdem stünde man durch bereits bestehende Rabatte unter deutlichem Preisdruck. Einen weiteren Preisverfall für ein Medikament, für das man schließlich den Nobelpreis erhalten hat, würde man nicht hinnehmen.

Kommentar: Regelmäßig kommt es bei Arzneimitteln zu Lieferengpässen. Dies nahm S7 bereits letztes Jahr zum Anlass diesem Themenkomplex einen eigenen Leitartikel zu widmen (wir berichteten). So kam es allein im August letzten Jahres in Krankenhausapotheken zu 18 Lieferengpässen bei Medikamenten. Auch im Jahr zuvor wurden Lieferengpässe bei 25 Arzneimitteln gemeldet.

Trotz des im April letzten Jahres eingeführten Registers über Lieferengpässe beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), wird sich laut Expertenmeinung an der Situation grundlegend nichts ändern. Die Pharmaproduzenten würden unter so einen starken Preisdruck stehen, dass ihnen nichts anderes übrig bleiben würde als innerdeutsche Lagerkapazitäten zu reduzieren und die Produktion ins Ausland zu verlagern, was zwangsläufig zu Lieferengpässen führt.

[ilink url=“http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=nachrichten&type=0&no_cache=1&Nachricht_ID=51454&Nachricht_Title=Nachrichten_Sanofi+durchkreuzt+Ausschreibung“] Link zur Quelle (Pharmazeutische Zeitung)[/ilink]