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Eine aktuelle Studie (nachzulesen bei der Deutschen Diabetes Gesellschaft) aus dem BMBF-Kompetenznetz Diabetes mellitus kommt zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Neuerkrankungen an Typ-2-Diabetes im Nordosten der Republik höher ist, als in dem Rest der Republik. Unklar ist noch, auf welche Ursachen dieser Umstand zurückzuführen ist. Der individuelle Faktor Übergewicht spielt nur teilweise eine Rolle. Auch die Bedeutung struktureller sozioökomischer Faktoren wie etwa Arbeitslosigkeit  ist noch nicht geklärt. Insgesamt wurden 8.787 Personen dahingehend untersucht, ob sich die Neuerkrankungsrate für Typ-2-Diabetes in verschiedenen Regionen Deutschlands unterscheidet. Zwei Datenerhebungen fanden in den Regionen Vorpommern und im Raum Halle statt, drei weitere im Raum Augsburg, Dortmund sowie in Essen, Bochum und Mülheim (Ruhrgebiet). Die Basisdaten der Studien stammen aus den Jahren 1997 bis 2006. Die zwischen 45 und 74 Jahre alten Teilnehmer, die damals eine Diabetes Typ II-Erkrankung bei sich verneint hatten, wurde im Zeitraum 2002 bis 2010 gefragt, ob die Krankheit zwischenzeitlich diagnostiziert wurde. 

Zu der Thematik der Gesundheitsunterschiede in Ost und West liegen auch Ergebnisse aus dem sog. DIAB CORE Verbund vor. Diese verdeutlichten eindeutig ein Ost-West-Gefälle, welches als ein Nordost-Süd-Gefälle zu spezifizieren ist. Im Raum Halle waren mit 16,9 Neuerkrankungen pro 1000 Personenjahre die meisten Diabetes-Neuerkrankungen aller fünf Regionen zu verzeichnen. Das nordöstliche Vorpommern lag mit 13,2 Neuerkrankungen pro 1000 Personenjahre unweit dahinter. Der Süden schnitt mit dem Raum Augsburg und 9,3 Neuerkrankungen pro 1000 Personenjahre am „gesündesten“ ab. Die Region Ruhrgebiet liegt nicht nur geografisch, sondern auch bei der Studie in der Mitte. Dortmund folgte mit 16,2 Neuerkrankungen auf 1000 Personenjahre gleich hinter Halle auf Platz zwei in der bundesweiten Häufigkeits-Rangfolge.  In Essen, Bochum und Mülheim betrug die Rate immerhin noch 11,8 Neuerkrankungen je Bezugsgröße. Die DIAB CORE -Studie misst den Faktoren Übergewicht Arbeitslosigkeit bzw. niedrigere Einkommen sehr wohl große Bedeutung zu. Schon frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass die Menschen in den neuen Bundesländern häufiger fettleibig sind,  in Sachsen-Anhalt traf dies sogar auf 28,3 Prozent der  Bevölkerung zu. Der Vergleich macht den Unterschied deutlich: In Bremen sind nur 19,8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung fettleibig.

Schon das Robert-Koch-Institut hat im vergangenen Jahr ein umfassendes Gesundheitsmonitoring durchgeführt. Dies ergab, dass Daten zum sozioökonomischen Umfeld der Befragten für deren Gesundheitsstatus durchaus eine bedeutende Rolle spielen. Neben dem sozialen Status hat sogar auch der Wohnort einen großen Einfluss auf die Prävalenz eines bestimmten Krankheitsbildes. Personen, deren sozialer Status als niedrig einzustufen ist, litten deutlich häufiger unter Diabetes, Adipositas und Depressionen als Personen, deren Sozialstatus als hoch einzuschätzen ist. In Ostdeutschland ist Diabetes auch nach den Studien-Ergebnissen des Robert-Koch-Instituts weiter verbreitet als in Westdeutschland.

Die Studien zeigen, dass in gesundheitlicher Hinsicht noch keine bundesweite Einheit besteht. Berücksichtigt man die Vorhaben der Gesundheitspolitik in Sachen Prävention im Kampf gegen Volkskrankheiten, dürften die Ergebnisse der Studien bei der praktischen Umsetzung als eine Art Wegweiser dienen.