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Versandapotheken sind inzwischen auch im OTC-Bereich nicht mehr aus der Apothekelandschaft wegzudenken. Um sich noch nachhaltiger im Wettbewerb zu etablieren, werden von den Apotheken inzwischen Zusatzleistungen angeboten oder sie spezialisieren sich auf bestimmte Patientengruppen. Der Branchenkenner Thomas Kerkhoff sowie sein Bruder Markus Kerkhoff, Apotheker und Inhaber der Schlossapotheke in Bergisch Gladbach, folgen nun ebenfalls dieser Marktstrategie und bieten mit Outpatient-Services Arzneimittellieferung, Telefonberatung und einen mobilen Schwestern-Service aus einer Hand an.

Bei Outpatient-Services arbeiten drei unabhängige Unternehmen zusammen: Die Schloss-Apotheke, der Homecare-Anbieter PubliCare mit Sitz in Köln und die telefonische Patientenbetreuung Vitartis aus Göttingen. Alle drei Unternehmen haben sich nach Meinung von Kerkhoff schon lange erfolgreich am Markt etabliert. Virtatis hat demnach schon mit Bayer in der MS-Therapie und Pfizer im Bereich Rheuma und Psoriasis zusammengearbeitet. Durch den Outpatient-Service aus dem Hause Kerkhoff sollen sich vor allem Pharmaunternehmen angesprochen fühlen, die erklärungsbedürftige Präparate vertreiben. Bei derartigen Medikamenten muss der Patient bei der Einnahme betreut werden. Je komplexer ein Medikament ist, desto größer ist das Bedürfnis des Patienten, in die Anwendung eingeführt zu werden. Das mache in der Regel nicht der Arzt. Nun soll Outpatient-Services diese Versorgungslücke schließen, z.B. durch Patientenschulungen, die von Schwestern bei dem Patienten Zuhause durchgeführt werden.

Kerkhoff stuft sein Angebot nicht als Modell für integrierte Versorgung ein, da die Kassen nach seiner Meinung diese Leistungen nicht vergüten wollen. Er sieht sich aber als Vertreter der Herstellerinteressen, da eine Akzeptanz der Produkte durch die Patienten deren Absatz und Umsatz fördere.

Die von den Kerkhoff-Brüdern umgesetzte Idee stammt aus den USA. Ein Parallel-Modell gibt es derzeit auch in der Schweiz. Dort ist es die Versandapotheke MediService, die sich auf den Absatz teurer Medikamente für seltene Krankheiten spezialisiert hat und dort ebenfalls als kostenlose Zusatzleistung die Einführung in die Arzneimittelanwendung durch Schwestern bei dem Patienten vor Ort übernimmt.

Während in Deutschland das Konzept von speziell geschulten Pflegekräften die die Anwendung von medizinischen Produkten erklären und deren richtige Nutzung kontrollieren zumeist nur im Bereich von Hilfsmitteln bekannt ist, scheinen andere Länder bereits einen Schritt weiter zu sein. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass nicht die Kassen der Patienten das Produkt und die Dienstleistung vergüten, sondern der Hersteller des jeweiligen Produkts. Für den Hilfsmittelmarkt in Deutschland kann dieses Konzept jedoch nur für eine kleine Zahl von Versorgungen funktionieren. Ausschreibungen und Beitrittsverträge schränken die Produkt- und Leistungserbringerauswahl bedeutend ein und ermöglichen es Herstellern nur über den niedrigsten Preis sich Patienten zu sichern. Hier haben es Pharmahersteller bedeuten leichter. Patienten/Paharmahersteller können sich viel leichter gegenüber Ärzten durchsetzen Produkte per aut idem zu verschreiben. Sollte sich dieses Konzept durchsetzten, könnten besonders die schon etablierten und bundesweit aktiven Homecareanbieter von dieser Entwicklung profitieren. Für sie ist es ein leichtes einen weiteren Versorgungsbereich in ihr Produktportfolio aufzunehmen. Gegenwind dürfte jedoch von den Kassen kommen. Auch wenn sie diese Dienstleistung nicht direkt vergüten, werden Sie diese am Ende durch höhere Produktpreise doch vergüten müssen.