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Die GKV-Finanzreform und die beschlossenen Zusatzbeiträge, die individuell neben dem Grundbeitrag von den Kassen festgelegt worden, haben in den vergangenen Monaten für rege Diskussionen gesorgt. In der Schlussphase der Beratungen zur GKV-Finanzreform hat die Koalition die Krankenkassen auf ihre Pflicht zur Transparenz hingewiesen. Sofern nun von ihnen ein Zusatzbeitrag erhoben wird, müssen sie ihre Mitglieder auf ein Sonderkündigungsrecht hinweisen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat sich bewusst für einen Wettbwerb unter den Kassen entschieden. Er prognostizierte etwa 20 Mio. Versicherten Beitragsentlastungen. Der GKV-Spitzenverband rechnet dagegen mit flächendeckenden Zusatzbeiträgen, die auch mittel- bis langfristig weiter ansteigen werden.

Dr. Maximilian Graßer, Präsident des Bundesversicherungsamtes, geht noch einen Schritt weiter und prognostiziert, dass einige Kassen angesichts der steigenden Kosten für die ambulante und stationäre Versorgung sowie auch für Medikamente zukünftig noch mehr als 0,9 Prozent Zusatzbeitrag erheben werden. Dr. Gaßner warnte davor, einen Krankenkassenwechsel allein von der Höhe der Zusatzbeitragssätze abhängig zu machen,  da sehr viele Zusatzbeitragssätze der Krankenkassen über die teilweise derzeit noch hohen Reserven subventioniert werden. Dies bedeutet, dass sich das Gesamtbild beim Beitragsvergleich in Folge der Ausgabendynamik in den nächsten Jahren noch verschieben wird.

Nachdem zum Beispiel die AOK Plus relativ früh Stellung bezogen und ihren Mitgliedern einen Beitrag von 14,9 Prozent absolut versprochen hat, wurden die Reaktionen der übrigen gesetzlichen Kassen mit Spannung erwartet. Nun, zum Ende des Jahres, hat sich die Ärztezeitung einen ersten offiziellen Vergleich in Sachen Beitragshöhe zugetraut, nachdem sich immer mehr Kassen zu ihrem neuen Beitragssatz für das Jahr 2015 geäußert hatten. Danach stellen sich zukünftige Beiträge teils wie folgt dar:

  • BKK MEM, AOK Sachsen-Anhalt  und AOK Plus 14,9 Prozent;
  • BKK firmus, BKK exklusiv, Bosch BKK 15,2 Prozent;
  • BKK Gildemeister Seidensticker, actimonda BKK, BIK direkt gesund 15,3 Prozent,
  • WMF BKK und AOK Bayern 15,5 Prozent.

Das deutsche Gesundheitswesen kann sich insbesondere angesichts der geplanten Verbesserungen im Bereich der stationären Versorgung, der noch individuelleren Patientenbetreuung, der wachsenden Ansprüche der Bevölkerung durch eine Zunahme alterstypischer Erkrankungen und der Präventionsvorhaben eine Preisschlacht langfristig nicht leisten. Inzwischen steht unter Experten fest, dass die Finanzrücklagen den künftigen Bedarf nicht decken werden. Möglicherweise sind also durch die verkündeten Beitragssenkungen schlichtweg falsche Erwartungen der Versicherten hervorgerufen worden und es drohen herbe Enttäuschungen.